Mannheim gegen Sexkauf

Die Initiative Mannheim gegen Sexkauf fordert die Einführung eines Sexkaufverbots nach dem Vorbild des Nordischen Modells sowie eine umfassende Aufklärung über die Schäden der Prostitution & Pornografie.

Mannheim gegen Sexkauf - Mannheimer Wasserturm

Pressemitteilung 8/2021 - 16. November 2021
 
Die unbeschränkte Männerherrschaft ist keineswegs Vergangenheit
„Alles war käuflich. Die Agenturen gaben die Schlüssel zu den Zimmern der Mädchen, die nicht so viel Geld brachten, an reiche Männer. Und wenn sich ein Mädchen beschwerte, hieß es: Wir können auch auf dich verzichten.“
Handelt es sich bei dem Spiegel-Gespräch mit Joop um einen schwärmerischen Rückblick eines alten Mannes auf längst vergangene Zeiten, als es noch keine #metoo Bewegung gab, und die Mädchen noch Verfügungsmasse waren?
Mitnichten. Du bist selbst schuld, du kanntest die Spielregeln, so lauten auch heute noch die Vorwürfe der Gesellschaft an die jungen Opfer der Germanys Next Top Modell Ideologie. Diese gaukelt Mädchen und jungen Frauen vor, ihr Glück läge in der Anpassung an die Regeln des Patriarchats.
Aber Anpassung ist nicht genug, das System fordert Unterwerfung. Und die Methode ist Vergewaltigung. Denn von Konsens oder Selbstbestimmung wird man ja nicht reden können, wenn da plötzlich der reiche, alte Mann im Zimmer des jungen Mädchens mit höheren Ambitionen steht.
Joop offenbart hier ein offenes Geheimnis der Modewelt: Nicht nur die Textilien werden in diesem System zur Wegwerfware, auch die Umwelt, die die Ressourcen dafür bereitstellen muss, die – ausdrücklich nicht erwähnten - Näherinnen, die zu Hungerlöhnen schuften müssen, und nicht zuletzt die Frauen, die glauben, in der besonders patriarchal geprägten Modewelt ein Leben in Wohlstand mit Anerkennung und Glamour finden zu können.
Die unbeschränkte Männerherrschaft, die Joop hier eindrucksvoll als Relikte aus besseren Zeiten betrauert, ist aber leider keineswegs Vergangenheit: In Osteuropa werden massenhaft Mädchen und junge Frauen von Model Agenturen angeworben, die ihnen eine Karriere in Deutschland versprechen. Dort angekommen, werden ihnen die Pässe abgenommen und sie werden durch falsche Versprechungen in die Prostitution manipuliert – oder gleich durch „Einreiten“ und Drogen gefügig gemacht. Einmal im System gefangen, gibt es kaum ein Entrinnen.
Wie der Spiegel schon 2013 in Ausgabe 22 eindrucksvoll belegte, hat die rot-grüne Bundesregierung durch die Liberalisierung der Prostitution 2002 die optimalen Bedingungen für diesen massenhaften Menschenhandel geschaffen. Das Leitbild war damals die erwachsene, selbstbestimmte Frau, die sich aus freiem Willen für die Prostitution entscheidet. Davon gibt es tatsächlich einige wenige, die lautstark die Diskurshoheit für sich beanspruchen, und seit Jahren auf dem Medienkarussell ihre Runden drehen dürfen. Die vielen Opfer des Systems Prostitution nehmen diese Besserverdienenden als Kollateralschaden ihrer unbeschränkten Freiheitsrechte klaglos hin. Um mit Joop zu sprechen: „Mein Gott, war das geil. Diese Unverschämtheit, diese Frechheit, diese Ignoranz!“
Gegen diese Art von Libertinage, die für viele Opfer des Systems Prostitution das Gegenteil von Freiheit bedeutet, hat sich inzwischen ein breites Bündnis aus allen demokratischen politischen Lagern und gesellschaftlichen Schichten gebildet: Das Bündnis Nordisches Modell.
Freiheit bedeutet für das Bündnis Nordisches Modell nicht die unbeschränkte Handlungsfreiheit des Verbrauchers, dem als Kunde jederzeit auch menschliche Ressourcen zur Verfügung stehen sollen: zum Gebrauch, zur Penetration in alle Körperöffnungen, zur Zerstörung, psychisch und physisch. Freiheit bedeutet für das Bündnis ein Leben ohne Zwang, Schutz und Sicherheit vor Gewalt, auch für Frauen mit Missbrauch Erfahrungen oder Frauen aus dysfunktionalen Familienstrukturen, die in die Fänge von Menschenhändlern gelangt sind.
Die Prostitution ist die Spielwiese, auf der sich toxische Männlichkeit heute noch voll ausleben darf: „Ja, aber wirklich schön ist die Modewelt nur, wenn es auch die Sünde gibt!“ Joops Ausspruch lässt sich 1:1 auf diese toxische Männerwelt übertragen.
Aber Gewalt lässt sich nicht outsourcen. Wir können versuchen, sie aus dem Arbeitsleben, den Familien zu verbannen, solange sie in der Prostitution ein perfektes Spielfeld behält, wird sie immer in unseren Alltag zurückkehren, und das Zusammenleben der Geschlechter prägen. Diese Erkenntnis hat Schweden schon 1999 dazu gebracht, als zentrale Reform für Gleichstellung die Freier-Bestrafung einzuführen.   
Das Bündnis Nordisches Modell will dem System von Männergewalt und Unterwerfung in der Prostitution ein Ende bereiten. Es will den Standort Deutschland für den Menschenhandel unattraktiv machen und die Liefer-Ketten des Menschenhandels zerschlagen. Männer sollen für ihr Handeln zur Verantwortung gezogen, Frauen beim Ausstieg unterstützt werden. Weil Menschenrechte unteilbar sind.
Das Bündnis Nordisches Modell ist bundesweit aktiv und umfasst über 45 Vereine, Netzwerke und Initiativen sowie zahlreiche Einzelpersonen aus der Zivilgesellschaft. Gemeinsam setzen wir uns für ein Umdenken in der Prostitutionspolitik in Deutschland ein